About the author
Holger is a management consultant turned volunteer. He loves to take pictures, run around in the sun, dive and he has never met a beer in his life he didn't like.
More posts by Holger
19. November in Belize. Garifuna Settlement Day. Wir waren aufgefordert worden das nicht zu verpassen.
Haben wir auch nicht. Auch wenn es knapp war.
Etwas Hintergrundinfo.
Die Garinagu (plural fuer Garifuna was Singular und Adjektiv zugleich ist) machen ca. 6-8% der belizeanischen Bevoelkerung aus (abhaengig von der Quelle). Sie sind ein Mix aus Afrikanern, Karibikern(? ist das ein Wort?) und ‘Arawak’. (lt. wikipedia ist der Durchschnittsgarifuna 76%Sub-Saharaner, 20% Arawak/Karibiker und 4% Europaer). 1675 strandete ein Sklavenschiff aus Nigeria vor den kleinen Antillen. Die Sklaven wurden nach St. Vincent gebracht wo sie dann gegen Ihre Herren rebellierten. Sie sind in die Berge geflohen und haben sich dort mit anderen Fluechtlingen zusammengetan. Von dort wurden sie weiter vertrieben und liessen sich entlang der Kueste Mittelamerikas nieder. Heute sind diese Orte als Belize, Honduras, Guatemala und Nicaragua bekannt.
18. November, 2011
Unsere Reise war fast schon beendet bevor sie ueberhaupt begonnen hatte. Es war nahezu unmoeglich klare Informationen darueber zu bekommen, wo, wann, was passieren wird. Erst hiess es nur in Dangriga finden Feierlichkeiten statt, dann hiess es in allen Garifuna-Staedten (= im Sueden des Landes) finden Feierlichkeiten statt. Dann hiess es die Feierlichkeiten sind am 18. (halb wahr), dann hiess es wiederum am 19., dann am 19. abends, dann wieder morgens (=richtig).
Als wir das dann endlich ausbaldovert hatten, war es schon zu spaet um eine Bleibe in Dangriga (DER Garifuna Hochburg) zu kriegen. Also haben wir uns fuer Hopkins entschieden, ein kleines Dorf suedlich von Dangriga. Klang sogar einladender als die Feierlichkeiten im ueberfuellten Dangriga zu verbringen (wo zudem 20 andere Blogger zu erwarten waren).
Wir verabredeten uns mit unserem Kumpel John Pascoe fuer den Trip und trafen uns am 13h am Busterminal um den 4h Trip zu starten.
John’s Blog gibt Euch schon einen guten Einblick zum Thema Belizean public transportation. Immer wenn er per Bus unterwegs ist, scheint es immer mit Faeusten und Nahtod-Erfahrungen zu enden. Wir hatten sowas eigentlich bisher nicht. Bis wir John dabei hatten.
Es ist halt so, dass jeder nach Sueden will zum Garifuna Settlement Day. In einem Land wie Deutschland oder jedem anderen Land, dass etwas von Prozessen und Planen haelt, wuerde man fuer diesen Tag mehr Busse zur Verfuegung stellen. Nicht in Belize.
Langer Rede, kurzer Zwieback: Der Bus kommt, wir schaffen es nicht uns durch die Fronttuer zu quetschen, ein netter Bus Terminal Mitarbeiter hilft uns durch den hinteren Teil des Busses einzusteigen, wir druecken, ziehen, quetschen, drehen, quetschen mehr um mehr geschubst zu werden. Und dann kommt ein anderer hilfbereiter Bus Terminal Mitarbeiter und schmeisst uns wieder raus, weil man (zumindest bis man das Terminal verlassen hat) einen Sitzplatz haben muss. Nix wars.
Wir schafften es dann in den naechsten Bus und ergatterten sogar Sitzplaetze. Was immer gut ist wenn man 4 Stunden im Bus unterwegs ist. Kerstin hat zwischendurch mal gestanden und ihren Platz einer Mutter mit Kind ueberlassen (was in Belize ganz misstrauisch beaeugt wird und alles andere als ueblich ist) . Die naechsten Stunden waren dann gefuellt mit aus-dem-Fenster-gucken, lesen, schlafen, Musik hoeren und Tag traeumen.
Als wir am Ende des Hummingbird Highway ankamen, gab es die naechste Herausforderung: Der Bus haelt nur in Dangriga an, aber wir muessen nach Hopkins – ca 12km entfernt, alles auf Dirt Road (Feldweg) und ohne Busanbindung. Gluecklicherweise hat Kerstin’s RotKreuz Netzwerk Vorteile ausgespielt und ein Freund holte uns ab und fuhr uns fuer ein kleines Entgeld rueber nach Hopkins.
Wir bezogen unser Zimmer im All Seasons Belize und hatten Abendessen bei Love on the Rocks bevor wir uns mit John und zwei weiteren (ex) Challenges Worldwide Volunteers in deren Hostel trafen. Wir genossen ein paar Bier und eine lustige Runde, es gab ein paar lokale Trommler und ein paar selbstinzenierende Backpacker, die Feuerspielchen machten. Das wurde dann aber schnell von einem Gewitter beendet.
Es regnet naemlich immer am Garifuna Settlement Day.
Als der Regen dann in Niesel ueberging haben wir uns auf den Weg ans andere Ende von Hopkins gemacht (also das andere Ende von unserem Hotel aus gesehen). Ziel war es noch ein paar Drinks in der Driftwood Bar zu sich zu nehmen. Gegen 23Uhr ging es dann per Taxi zurueck zum Hotel – immerhin wollten wir um 5:30 fit sein fuer das Reenactment des Garifuna Settlement!
19. Novmeber, 2011
Als unser Wecker um 5:30 losschrillte war uns nahezu sofort klar, dass wenn man den Alkoholpegel durch die geschlafenen Stunden teilt, es doch offensichtlich wird, dass es wahrscheinlicher ist, dass wir zum Reenactment kriechen werden als aufrecht ankommen…
Aber die Blogger Ehre stand auf dem Spiel und somit wurde sich angezogen und losgestuermt. Und dann kamen wir nochmal zurueck um die Kamera zu holen. 45 Minuten spaeter kam ich dann nochmal zurueck um die Speicherkarten und Batterien zu holen…..Dann war man(n) auch nuechtern.
Wir waren dennoch puenkltich um 6:30 an der Stelle an der das Reenactment stattfinden sollte – puenktlich zum Sonnenaufgang.
Wir lungerten also am Strand rum und warteten und vertrieben uns die Zeit mit ein paar Spielchen mit streunenden Hunden.
Nach einer Weile stellen wir fest, dass es zwei Gruppen am Strand gab: Betrunkene Garifuna und verschlafene weisse Touristen. Gerade rechtzeitig fuer diese Feststellung kam ein hilfsbereiter Einheimischer zu uns und erklaerte: “Hoert mal, Ihr seit ja offensichtlich fuer das Reenactment hier… Da wir nur einen Priester im District haben, wird die Zeremonie hier warten muessen, bis der in Dangriga fertig ist.”
Es stellt sich also heraus, dass die Garifuna, die am Trommeln waren, nicht fuer die Zeremonie da waren, sondern noch vom Vorabend am Feiern sind.
Wir sind dann in die ‘Stadt’ gelaufen und haben erstmal Fruehstueck in einem Cafe (seltene Sache) an der Hauptstrasse (was lustig ist, da es nur eine Strasse gibt) aufgesucht. Wir hatten ein grossartiges Fruehstueck und waren nur irritiert, weil wir wohl die einzigen Expats waren, die noch kein Bier auf dem Tisch hatten.
Nach dem Fruehstueck gingen wir erstmal zurueck ins Hotel, checkten aus, und hatten immernoch gefuehlte Stunden, bis irgendwas zu passieren scheint (Stichwort ‘Belize Time’). Endlich ist dann ein Kind aufgesprungen und hat wild zum Horizont gewunken, wo man laaaangsam ein paar Boote erkennen konnte.
Das re-enactment
Historisch gesehen, sollten diese Boote ‘dories’ sein, singular: dory, was soviel heisst wie ausgeschachtetes Kanu (= ein ganzer Baum ist in der Mitte ausgehoelt und zu Wasser gelassen worden). Heutzutage sind diese Boote dekorierte Speedboats aus Bequemlichkeit und wenn man bedenkt, dass die meisten Leute darauf noch betrunken sind. Manche Leute beschweren sich darueber (dass es Speedboats sind) – uns war’s egal. Sie sind immernoch schoen dekoriert und haben der Atmoshpaere des Events keinen Abbruch getan.
Wir sind um 11 Uhr gegangen – und es war immernoch kein Priester in Sicht. Aber wir mussten den Bus zurueck nach Belize City kriegen. Also ging es zurueck zum Hotel, organisierten einen Fahrer bis zur Kreuzung und…. warteten 2 Stunden auf den Bus (Fahrplan ist hier nicht so ernst zu nehmen… insbesondere rund um Feiertage).
Aber man gewoehnt sich dran.
Ich war sehr beeindruckt von dem re-enactment – trotz all der Zeitprobleme und dem Andrang an Zuschauern. In der Mitte von Leuten zu stehen, die das Ende ihrer Suche nach einem Land mit Frieden feiern, ist etwas besonderes. Es war beeindruckend und bereitet mir immernoch Gaensehaut daran zu denken.