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Holger is a management consultant turned volunteer. He loves to take pictures, run around in the sun, dive and he has never met a beer in his life he didn't like.
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Hallo Leute,
zuerst einmal unsere Entschuldigung, dass es hier so lange nichts zu Lesen gab. Wir haben ein großes Geheimnis daraus gemacht, wann und ob wir nach Deutschland zurück kommen, um Kerstins Papa zu seinem Geburtstag zu überraschen (gelungen!). Wir sind seit Anfang Juli wieder in Deutschland und stecken bis über beide Ohren in 1. deutscher Bürokratie und 2. den nächsten Projekten. Diesen Blogeintrag haben wir beide lange vor uns hergeschoben – schließlich geht es um die Abrechnung, den Abschluss eines wundervollen, vollen, langen, intensiven Jahres. Wenn wir in Deutschland Freunde treffen, die uns fragen: “Und, was habt Ihr mitgenommen aus Belize” dann fangen wir erstmal an, rumzustottern weil es einfach wirklich schwer ist, “das” zusammen zu fassen.
Aber, jetzt haben wir genug vor uns hergeschoben. Hier ist sie: Die Abrechnung
Wie es dazu kam
Im September 2010 saßen wir im Yosemite Valley am Lagerfeuer. Wir beide, unser gemietetes Wohnmobil, eine Picknickbank, ein paar Bier, ein bißchen was auf dem Grill, Johnny Cash im Radio und ein Moleskin voller Mindmaps, Zeitpläne und Ideen.
Wir wussten nicht wirklich, was wir wollten. Wir wussten ziemlich genau, was wir nicht mehr wollten: Unser aktuelles Leben. Endloses Arbeiten unter Hochdruck in Projekten, die für uns wenig Wert darstellen war nicht mehr akzeptabel für uns. 10 Stunden tagtäglich im Büro wirkten nur noch absurd (besonders wenn man mal ein paar Tage abgekoppelt an einem Ort wie Yosemite ist).
Wir saßen ein paar Tage am Lagerfeuer und diskutierten alle möglichen Ideen und Strategien. Alles wurde mit Für und Wider, Zeitstrahl, finanziellen Implikationen diskutiert, bewertet, gerankt, priorisiert. Ein Ergebnis gabs nicht. Dann hörten wir auf zu diskutieren und schauten nur noch ins Feuer.
Dann sagte Kerstin: “Weißt Du, eigentlich will ich das Volunteering machen”. “Ich auch” sagte ich und es war beschlossen. Und dann schluckten wir beide jeweils einmal ganz laut, als uns klar wurde, was wir da gerade beschlossen haben.
Wir schlossen einen Pakt, und weil das so LARPI-mäsig klingt und wir ja Business Kasper waren (oder sind?) nannten wir es Mission Statement.
Und dann begann die Vorbereitung.
Die Vorbereitung
Das Wichtigste (oder besser: Entscheidendste) bei so einem Vorhaben ist natürlich die Kohle. Können wir uns das leisten? Was kostet das denn überhaupt? Ein paar Excelsheets später wussten wir, dass wir in einer sehr glücklichen Situation waren: Wir lebten zwar das normale Leben der “Ersten Welt” (viel Einnehmen, viel Ausgeben, viel Rationalisierungen um den Mechanismus ertragbar zu machen) und hatten nicht viel auf der Bank. Aber wir hatten auch keine großen Ausgabenposten, die wir nicht abdrehen konnten. Wir hatten nie Kredite oder andere Schulden aufgenommen (Kerstin) bzw. hatten unser Lehrgeld dafür bezahlt (Holger). Unsere laufenden Kosten konnten wir sehr kurzfristig runter drehen. Also stellten wir ein Budget für unsere Reise auf und fingen an zu sparen und Spenden zu sammeln.
Wir wussten bis vor Kurzem natürlich nicht, wie gut unsere Rechnung aufgeht. Wir hatten Budgets während unserer Reise und diverse Sicherheitspolster, damit wir nicht bei 0 rauskommen, falls das Geld nicht reicht. Aber es hat gereicht. In Summe hat uns das Jahr Belize ungefähr ein halbes Jahresgehalt gekostet – was ziemlich genau dem entspricht, was wir im halben Jahr vor der Reise gespart und gesammelt haben.
Neben der Kohle waren die “Dinge” eine weitere Herausforderung. Schließlich hatten wir eine Wohnung voller Ballast, den wir loswerden mussten. Das ging zum Glück deutlich leichter als gedacht – logistisch und emotional. Mit Hilfe von ebay, Flohmarkt, Oxfam, Caritas und vieler toller Freunde, die unseren Krams gegen Spenden an sich genommen haben, waren wir den Ballast doch recht schnell los. Und was sich am Anfang noch ziemlich komisch angefühlt hatte wurde bald mit jedem Schritt befreiender. Ende Juni passte unser Hab und Gut in jeweils 2 Rucksäcke plus eine Handvoll Umzugskisten, die eingelagert wurden.
Und das ist auch immer noch so, zum Glück.
Während wir so viel Geld sparten wie es nur ging, so viel versuchten, einzunehmen wie es ging (u.a. hab ich mich mal kurz selbstständig gemacht) mussten wir natürlich auch noch Projekte im Ausland finden. Nachdem unser erster Ansatz (“Zwei schlaue Yuppies wollen ihre Zeit spenden, da wird doch bestimmt einer für Unterkunft und ein wenig Taschengeld zahlen”) sich als naiv herausgestellt hatte, wälzten wir wochenlang Bücher und Webseiten auf der Suche nach Organisationen. In unserer ersten Liste hatten wir ganze 47 Anbieter für Volunteering.
Nachdem wir die “Voluntourism”-Anbieter (viel Geld für wenige Wochen an schönen Orten semi-sinnvolle Tätigkeiten zu machen. Klassisches Beispiel: Gruppe 1 trägt morgens die Schildkröte von A nach B. Nachmittags kommt Gruppe 2 und rettet diese Schildkröte von B nach A zurück. Alle happy bis auf das Panzertier vielleicht…) und andere schwarze Schafe aussortiert hatten, blieb eine Liste mit 10 Organisationen bei denen wir uns bewarben. Wir lernten dass einige Anbieter noch Einschränkungen (kein Einfluss auf das Projekte, keine Projekte zusammen) im Kleingedruckten hatten und landeten am Ende bei Challenges Worldwide, einer gemeinnützigen Organisation aus Schottland, die gelangweilte Yuppies mit hilfsbedürftigen Organisationen zusammenbringt. Für ein paar Tausend britische Pfund bekamen wir unsere Projekte vermittelt, einen Orientierungsworkshop in Edinburgh (der für uns mit unserem Projektmanagement- und Beratungsbackground größtenteils überflüssig war) und so was wie Betreuung während unserer Projekte. Ich sage “so was wie” weil da wohl die größte Enttäuschung mit Bezug auf die Organisation war. Qualitätsmanagement der Projekte war Essig, logistische Unterstützung gab’s keine und einen Hurricane-Plan hatten sie auch nicht. Die Enttäuschung mit der Organisation war bei allen Volunteers, die mit dieser Organisation nach Belize kamen, gleich. Auf der anderen Seite hatten wir alle gute Projekte und die Volunteers, die mit dieser Organisation kamen, hatten alle was drauf. Insofern – einen Wertbeitrag gibt es bei Challenges schon. Nur sollten die Erwartungen mit Bezug auf Betreuung besser gemanagt werden, meiner Meinung nach.
Nachdem uns Projekte in Nepal (merkwürdiger Business Case) und Kambodscha (aus verschiedenen Gründen nicht sonderlich attraktive Organisation) angeboten wurden, entschieden wir uns für Belize: Kerstin zum Roten Kreuz und ich zur BTIA, dem Belizeanischen Tourismusverband.
Es folgten Impfungen, Spanischstunden (die wir nie nutzen würden) und eine Handvoll grandioser Abschiedsfeiern.
Unsere Familien und Freunde schmissen uns eine großartige Hochzeit und danach ging’s zum Flughafen: Frankfurt – Cancun mit Condor. Luxusbus zur Mexikanisch-Belizeanischen Grenze, dann mit den lokalen “chicken busses” weiter.
Belize, here we come.
Ein Jahr in Belize – im Zeitraffer
(Das wird hier ohnehin schon ein Mega-Artikel. Deshalb hier nur Eindrücke und Erlebnisse im Zeitraffer)
Das Flugzeug hebt in Frankfurt ab und ich schlage das Schulbuch zum Thema Tourismusmanagement auf. Als wir in Cancun ankommen habe ich immerhin eine vage Ahnung, was Tourismus ist und wie es geht.
Wir kommen in Cancun aus dem Flughafen und werden direkt und ohne Umschweife von einem Taxifahrer verarscht der uns mit einem falschen Logo der größten Buskette einen überteuerten und überforderten Shuttlebus zum Hotel aufschwatzt. Wir lachen, nennen’s Lehrgeld und gehen Tacos essen.
Am nächsten Tag geht die lange Busreise los. Der Luxusbus ist auf ungefähr 8 Grad runtergekühlt und wir ziehen alles an, was wir bei uns haben. Im Bus freunden wir uns mit einem jungen Engländer an, der uns den Grenzübergang erklärt und von seinem volunteering erzählt. Es klingt ziemlich nach voluntourism, also Wohlfühl-Ferienlager für Absolventen. Er ist schon einige Monate in der Region unterwegs und es ist bereits sein zweiter Trip nach Belize. Wo es ihm am wenigsten gefallen hat bisher, fragten wir ihn. “Definitiv Belize City”, sagte er. Na prima.
Im Busbahnhof von Belize City angekommen rufen wir unsere Kontaktperson an: “Wir sind jetzt da”. “GEHT BLOSS NICHT ALLEINE AUF DIE STRASSE, ICH BIN GLEICH DA” ruft sie ins Telefon und legt auf. Das kann ja lustig werden.
Die ersten Wochen sind wir bei Dionne, Ex-Präsidentin des Tourismusverbandes, Ex-Landeskoordinatorin unserer Organisation, grandiose Köchin und Gastmutter. Wir orientieren uns, überwinden den Jet Lag und fangen an zu arbeiten.
Nach 3 oder 4 Wochen ist unsere Wohnung sowas wie bezugsbereit. Der Vermieter wohnt über uns und spricht so dickes Belizeanisches Kriol (Kerstin nennt es “dreckiges Englisch”), dass wir kein Wort verstehen. Wichtige Meetings mit ihm versuchen wir so zu legen, dass Dionne oder ihr Mann Victor zum übersetzen dabei sind. Wir ziehen ein, sitzen auf geliehenen Stühlen in einer sehr minimalistischen Wohnung und trinken Rum.
Da die Hurricane Saison beginnt, machen wir unseren eigenen Hurricane Plan und legen uns Vorräte an. Zweimal wird’s knapp aber am Ende sollte es dann doch keinen Hurricane für uns geben. Glück gehabt.
Nach 3 Wochen fange ich mir 40 Moskitostiche in 2 Minuten ein. Moskitos können nicht nur durch mein schwarzes Funktionspolo durchstechen, sie machen es auch sehr gerne. Nach 10 Tagen im Bett ist das Dengue-Fieber ausgestanden. Hab’s mir schlimmer vorgestellt.
Es zeigt sich schnell, dass sowohl bei Kerstin wie auch bei mir viel zu tun ist. Die Organisationen brauchen Hilfe. Im Gegensatz zu meinen bisherigen Klienten wissen die das hier aber – schonmal gute Vorraussetzungen. Wir arbeiten unter der Woche, am Wochenende flüchten wir aus der Stadt – aus Sicherheitsgründen können wir uns in Belize City nur zwischen Wohnung, Fitnessstudio, Büro und Radisson Hotel (Restaurant und Fitness-Studio) bewegen. Im Taxi. Also gehen wir am Wochenende das Land erkunden (das ausserhalb der Stadt wunderschön, gastfreundlich und rundherum beeindruckend ist). Zumal es in Belize City wirklich kaum was spannendes zu sehen gibt.
Nach ein paar Wochen stellt sich auf der Arbeit so was wie Routine ein. Meine Organisation ist gerade im Umbruch – wobei ich tatkräftig mithelfe. Kerstin arbeitet als “Admin Consultant” für das Rote Kreuz, schreibt Arbeitsplatzbeschreibungen, Fundraising Angebote, Arbeitsverträge, Richtlinien für die Arbeit generell und Korrpution und Betrug im Speziellen und bügelt generell die Organisation aus. Beim Roten Kreuz und BTIA handelt es sich um wichtige und machtvolle, wenn nicht die wichtigsten Nichtregierungsorganisationen in Belize. Wir bemerken auch, dass wir einigen Traffic von Belizeanischen Regierungsrechnern auf der Homepage haben. Im besten Falle haben wir da Fans, im schlechteren Falle könnten negative Aussagen über unsere Organisationen deren Beziehung mit der Regierung gefährden. Wir entscheiden uns, nichts detailliertes über unsere Arbeit zu veröffentlichen zum Schutz der Organisationen.
Das erste halbe Jahr haben wir ein Ziel vor Augen: Jörg und Frank kommen zu Besuch über Weihnachten. Ich glaube nicht, dass Kerstin oder ich mal ernsthaft Heimweh hatten. Aber die Perspektive, mit J+F über Weihnachten “Urlaub” zu machen hilft da mit Sicherheit. Die beiden kommen an und wir reisen 3 Wochen lang durch Belize, zeigen den Beiden was wir schon kennen und sehen eine Menge Orte und Attraktionen, die wir auch noch nicht kennen. Am 31. 12. sind wir in Hopkins und Jörg und ich gehen nachts schwimmen, Kerstin und Frank schlafen schon. Als wir zurückkommen ist das Apartment ausgeräumt: Handies, Kamera, Geld weg. Silvester hat etwas gedrückte Stimmung aber wir sind froh, dass nichts Gewalttätiges passiert ist.
2012 beginnt und unsere Projekte laufen aus. Gleichzeitig ändert sich die Sicherheitssituation in der Stadt rapide. Offenbar gab es einen Waffenstillstand zwischen den Gangs, der darauf zurückzuführen war, dass die Regierung die Ganganführer bezahlte. Das Geld ist alle und die Gangs fangen wieder an zu schießen. Im Oktober gab es 2 Schießereien. Im Januar gibt es fast jeden Tag eine.
Wir haben uns eingelebt mit allen Pros und Contras. Man gewöhnt sich daran, dass man schon beim Zähneputzen nass geschwitzt ist, dass in der Wohnung Geckos die Wände entlang laufen oder die Nachbars-Ruine als Sonnenlager von relativ großen Echsen (Iguanas) genutzt wird. Es geht auch ohne Fernseher und Internet zu Hause. Und auch das immer mal wieder der Strom für eine zeitlang weg (Stirnlampe immer griffbereit) ist oder das Wasser nicht läuft wird zur Routine. Wir haben “unsere” (Taxi)Fahrer, die mit uns auch zum Supermarkt fahren oder uns spät Abends von einer Bar abholen, damit wir sicher zuhause ankommen. Und auch mit dem Vermieter wechseln wir ein paar Worte mehr. Moskitostiche dauern 4 Tage und nur einer aus zehn wird richtig dick (Kerstin), Sandfliegenbisse 4-6 Wochen. Beide können einen in den Wahnsinn treiben und sind immer präsent.
Rotes Kreuz und BTIA machen uns vor Ende unserer 6-Monate Angebote, die wir nicht ausschlagen können. Kerstin wird Projektleiterin für Hurricanevorsorge in 14 Gemeinden entlang der Küste. BTIA gibt mir den Auftrag, das erste landesweite Recyclingnetzwerk zu etablieren. Schon in den ersten 6 Monaten wussten wir, dass wir (etwas abstrakt) etwas bewegt haben, indem wir unsere Organisationen gestärkt haben. Jetzt hatten wir Projekte, die einen direkten Einfluss auf das Land haben würden. Wir verlängern.
Februar bis April fliegen vorbei. In 2011 hatten wir es noch geschafft, fast jedes Wochenende zu reisen. Das war zwar auch nicht immer nur entspannend (meistens finanzierten wir die Reisen durch Tauschgeschäfte – Videodreh gegen Kost & Logis z.B.) aber doch was anderes. Zwischen Februar und April arbeiten wir tendenziell 10-12h am Tag und 8 Wochenenden am Stück arbeiten wir durch. Wir kommen um 8 oder 9 nach Hause, trinken einen Bailey’s bzw Bier auf der Feuertreppe hinterm Haus und liegen um halb 11 erschlagen im Bett. Wir schreiben Anträge für Fördermittel und Projektpläne, Kerstin wird zur Disaster Center Managerin ausgebildet (inklusive Hochdruck-Katastrophensimulation) und ich werde zum Umweltaktivisten/Propagandisten befördert und leite ein Wahllokal für eine Anti-Ölbohr-Volksabstimmung mitten im Belizeanischen Wahlkampf.
Kerstin macht eine Geschäftsreise auf die Bahamas zu einem Rotkreuz-Workshop. Ich fliege nach Trinidad & Tobago zu einem Workshop zum Thema Kohlendioxidemissionen im Tourismus. Wir stellen beide fest, dass wir ganz schön lange von der Zivilisation mit ihren schnellen Autos, 4-spurigen Autobahnen und Soy-Lattes weg waren.
Wir kriege Besuch von Al aus USA und auch Niko und Hendrik kommen (getrennt) aus Deutschland zu Besuch. Wir können etwas durchatmen (wobei wir Niko leider für ein paar Tage auf Caye Caulker parken müssen wegen der Volksabstimmung). Beide bringen uns Goodies aus Deutschland mit. Von Foto-Technik bis Miracoli kriegt man halt nicht alles in Belize. Wir freuen uns sehr über die Besuche und machen auch wieder mit beiden tollen Rundreisen durchs Land.
Niko präsentiert seinen Sonnenbrand, an Tag 2 durch hochrutschendes Shirt im Wasser eingefangen. Trotz Symptomen für Verbrennungen 2.Grades hat er seinen Tauchschein gemacht und war dennoch tief beeindruckt vom Abentuerurlaub in Belize.
Die Intensität im Büro bleibt, aber wir kriegen es etwas besser unter Kontrolle, sodass wir Mai und Juni wieder so was wie eine normale Work/Life Balance hinkriegen. Überarbeitet im Paradies, glaubt einem ja eh keiner. Das Büro dreht sich auch weniger, wenn man abends aufsteht. Wir gehen jeden morgen vor der Arbeit in’s Fitnessstudio – schließlich ist das eine der wenigen sicheren Aktivitäten, die wir hier unternehmen können und um 6:30 ist der Berufsverkehr auch noch nicht wach. Die Wochenenden nutzen wir wieder mehr um auf Caye Caulker oder San Pedro zu entspannen.
Je näher wir an die Ein-Jahres-Marke kommen, desto mehr merken wir, wie sehr wir das Land lieb gewonnen haben und was für tolle Freundschaften wir geknüpft haben. Aber: Es muss weiter gehen und Belize ist ein Abschnitt für uns – zumindest im Moment. Wir kennen mehr als eine Handvoll Expats, die in Belize einfach hängen geblieben sind. Finde ich verständlich, auch wenn es nicht unser Weg sein wird. Wir schlagen einige Jobangebote aus und lösen – mal wieder – unseren Haushalt auf. Diesmal braucht es allerdings nur einen Facebook post und ca. eine Woche und der ganze Kram ist weg.
Ein paar Wochen vor dem “Ende” setzen wir uns hin und fragen uns: Was wollen wir denn nun machen? Ursprünglich hatten wir ja geplant, durch Mittel- und Südamerika zu reisen nach den 12 Monaten Volunteering. Wir planen eine Route und ein Budget. Wow … Backpacken ist teuer! Wir schauen uns tief in die Augen um herauszufinden, ob wir das wirklich wollen. Oder gibt es andere Projekte oder Ideen, für die das Geld besser investiert ist?
Wir beschließen, nicht zu backpacken und buchen Tickets nach Deutschland.
Unsere Belizeanischen Freunde veranstalten uns schöne und schmerzhafte Abschiedsfeiern gespickt mit “Bleibt doch hier”. Wir verschanzen uns hinter unserer Strategie, weiterzuziehen. Auch wenn es nicht immer leicht fällt. Aber wir wissen, dass wir einige Freundschaften geknüpft haben, die noch lange halten werden.
Ende Juni, fast ein Jahr nach unserer Ankunft, steigen wir in den eiskalten Bus, der mittlerweile direkt von Belize City nach Cancun fährt. Dort verschanzen wir uns 3 Tage in einer Bettenburg, schauen fern, albern am Strand rum und trinken mexikanisches Bier. Abschluss. Reboot.
Nächste Station.
Das “gescheiterte (?)” Blog (oder der Blog?)
Ich habe mittlerweile eine Echte Hassliebe mit diesem Blog hier. Es hat eine Zeit lang sehr Spaß gemacht, Fotos und Videos aufzunehmen und hier zu schreiben. Die Darstellung wurde (oben beschrieben) leider recht schnell schief, da 80% des Bloginhaltes sich mit 20% unserer Zeit (den Wochenende) beschäftigte.
Eine Zeit lang dachten wir, dass wir den Blog als einen der größeren Reiseblogs etablieren könnten. Wir haben viel über online Marketing und blogging gelernt – in dem Falle meistens durch Fehler, die wir gemacht haben. Name (Volunteering, Selbstfindung) passte nicht zum Inhalt (Karibikreise), Sprache (Englisch) passte zumindest zu Anfang nicht zur Leserschaft, Inhalt (Fotos und Video) passte nicht zur technischen Infrastruktur (Internet hatte ungefähr DSL light Speed).
Wir hatten trotzdem die meiste Zeit Spaß damit und hoffen, Ihr auch hin und wieder!
Wir haben draus gelernt. Zwar haben wir noch nicht entschieden, was wir mit sinnvollereise.de anfangen, ob wir einen neuen Blog anfangen oder was wir an der Front machen. (Bloggen in diesem Rahmen ist ganz schön stressig, ey!) Aber die “Lessons Learned” werden einfließen.
Wir haben uns über jeden Leser und jeden Kommentar hier oder auf Facebook sehr gefreut. Vielen Dank, dass Ihr uns hier die Treue gehalten habt – unserer Amateurfehler zum Trotz!
Was wir erreicht haben
Tja, das ist die Frage. Die Frage, die wir uns regelmäßig, manchmal täglich, gestellt haben in Belize. Und die Frage, die wir jetzt nach der Reise natürlich auch immer wieder hören. Die Situation ist dabei natürlich so, dass wir uns zwischen den berechtigten Erwartungen derjenigen wiederfinden, die uns unterstützt haben und dem blöden Gefühl, sich selbst zu loben. Aber da gibt’s wohl keine Lösung für wirklich.
Ich glaube, wir haben einiges erreicht. Natürlich haben wir auch deutlich mehr als einmal richtig gut daneben gelangt, aber am Ende überwiegen die Erfolge. Auch haben wir kaum etwas alleine erreicht – wir beide haben viel zusammen gearbeitet und natürlich haben wir jeden Tag mit unseren Kollegen gearbeitet, die bei vielen Erfolgen einen großen Teil beigetragen haben.
Hier mal eine Liste – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Wertung in der Reihenfolge – von Resultaten:
Was wir gelernt haben
Hier könnte ein eigener Artikel stehen, der sich nur damit beschäftigt. Stattdessen auch hier der Versuch einer Liste – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Belize – und wie geht’s weiter?
Wir sind jetzt erstmal in Deutschland, bevor die nächste Etappe unserer Reise los geht. Wir haben schon viele liebe Menschen wieder gesehen und es ist schon klassisch “komisch” wieder “hier” zu sein. Ja, wir vermissen Belize. Zumindest viele Dinge dort, allen voran natürlich die Menschen, mit denen wir soviel Zeit verbracht haben und von denen wir soviel gegenseitig gelernt haben. Und sogar die Hitze mit permanent 90% Luftfeuchtigkeit, nicht zuletzt, da wir beide nun auch schon eine dicke Sommerekältung hier hatten. Aber gut.
Derzeit sind wir dabei unsere nächste Reise zu planen. Da nicht alle Länder so einfache Einreise bzw Visa-Bestimmungen haben wie Belize ist es noch nicht 100%ig fest. Von daher gibts dann demnächst nochmal ein Update hierzu =)
Wir möchten Euch allen auch auf diesem Wege noch einmal für die Unterstützung und das Interesse danken. Das zurückliegende Jahr ist – wie Ihr wisst, wenn Ihr bis hier her gelesen habt – schwer zu beschreiben und wir sind immernoch am verarbeiten. Eins ist sicher: Wir würden’s jederzeit wieder machen und jedem empfehlen.
Falls jemand ernsthaftes Interesse an Volunteering hat: Einfach melden. Wir stehen mit Rat und Tat zur Verfügung!
Kerstin & Holger